ESO ES 8.0 Revision 4, Revision 6 – Prüfung, Messfehler und Auswertung

von | März 5, 2025 | Verkehrsmesstechnik

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Das Eso ES 8.0 ist ein Geschwindigkeitsmessgerät, das zur amtlichen Verkehrsüberwachung eingesetzt wird. Der ES 8.0 erfasst Fahrzeuggeschwindigkeiten mittels einer Sensoreinheit. Dabei wird die Durchfahrtszeit eines Fahrzeugs über eine festgelegte Messbasis von 0,5 Metern bestimmt. Diese Messbasis ergibt sich aus dem konstanten Abstand zwischen mehreren optischen Helligkeitsdifferenzsensoren. Das Gerät misst ausschließlich die benötigte Zeit für die Durchfahrt und berechnet daraus die Geschwindigkeit des Fahrzeugs.

Die Revision 4 und Revision 6 des Eso ES 8.0 unterscheiden sich hauptsächlich durch ein Software-Update in der Revision 6. Dieses Update betrifft die Signalverarbeitung und Datensicherung, während die technischen Komponenten und Messmethoden unverändert bleiben.

Das Gerät kann sowohl mobil als auch stationär verwendet werden und dient der automatisierten Geschwindigkeitsüberwachung. Die rechtliche Verwertbarkeit der Messungen setzt unter anderem eine gültige Eichung, eine detaillierte Dokumentation sowie die qualifizierte Bedienung des Messsystems voraus.

Anhaltspunkte für eine Unverwertbarkeit von Messungen sind:

  • eine nicht vorschriftsmäßige Aufstellung oder Anwendung des Geräts
  • eine falsche Bedienung des Geräts
  • ein unvollständiges Messprotokoll
  • fehlende oder inkorrekte Dokumentation der Messdaten
  • das Messgerät war nicht zugelassen oder geeicht

Im weiteren Verlauf werden die technische Funktionsweise, mögliche Fehlerquellen und Prüfmethoden des Eso ES 8.0 Revision 4 und Revision 6 ausführlich dargestellt.

Technische Spezifikationen

Das Eso ES 8.0 basiert auf der Zeit-Messung durch optische Sensoren zur Erfassung der Fahrzeuggeschwindigkeit. Es ist als standardisiertes Messverfahren zugelassen und besitzt eine Baumusterprüfbescheinigung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB).

Messprinzip

Die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs wird berechnet, indem die Zeit gemessen wird, die es benötigt, um eine definierte Messbasis von 0,5 Metern zu durchfahren. Dabei erfassen drei parallel ausgerichtete Helligkeitsdifferenzsensoren das Fahrzeug und bestimmen den Zeitversatz zwischen den einzelnen Sensoren. Die Berechnung erfolgt nach folgender Formel:

 v = \frac{s}{t}

mit:

  •  v = Geschwindigkeit in m/s
  •  s = Strecke (0,5 m)
  •  t = gemessene Zeit in Sekunden

Zusätzlich sind zwei schräg ausgerichtete Sensoren vorhanden, die den Abstand des Fahrzeugs zur Sensoreinheit erfassen. Dies ermöglicht eine Spurselektion, wodurch nur Fahrzeuge auf einer bestimmten Spur gemessen werden.

Ein Laser der Klasse 1 nach DIN EN 60825 wird zur Hintergrundabstandsbestimmung genutzt. Dadurch werden Messungen annulliert, wenn keine eindeutige Fahrzeugerkennung möglich ist.

Hauptkomponenten des Messsystems

Das Eso ES 8.0 besteht aus mehreren technischen Komponenten:

  • Sensoreinheit: Enthält fünf Helligkeitssensoren und einen Laser-Entfernungsmesser.
  • Fotoeinrichtung FE 8.0: Hochauflösende Kamera zur Beweissicherung.
  • Blitzeinheit (BE 2.0 / BE 1.3): Unterstützt die Fotoeinrichtung bei schlechten Lichtverhältnissen.
  • Bedienrechner: Steuergerät mit Touchscreen zur Konfiguration und Anzeige der Messwerte.
  • WLAN-Router: Verbindet die Systemkomponenten drahtlos über ein Virtual Private Network (VPN).
  • Transfer-PC: Dient zur Übertragung der Falldateien an den Referenz-Auswerterechner.
  • Referenz-Auswerterechner mit esoDigitales3 Viewer: Zur rechtlich relevanten Anzeige und Auswertung der Messungen.

Messbereich und Einsatzgrenzen

Das Eso ES 8.0 ist für Geschwindigkeitsmessungen in einem Bereich von 7,8 km/h bis 300 km/h ausgelegt. In amtlichen Messungen wird der Anzeigebereich auf 10 km/h bis 250 km/h begrenzt.

Weitere technische Spezifikationen:

  • Abstandsmessbereich: 0,1 m bis 17 m
  • Auflösung bei amtlichen Messungen: 1 km/h
  • Betriebsdauer: Bis zu 8 Stunden mit einer Batterie pro Gerät
  • Temperaturbereich: -20°C bis +50°C (Sensoreinheit), -20°C bis +60°C (Fotoeinrichtung)
  • Datenübertragung: WLAN nach IEEE 802.11b/g/n für Foto- und Falldaten

Die technischen Merkmale des Eso ES 8.0 ermöglichen eine stationäre und mobile Anwendung unter verschiedenen Umgebungsbedingungen.

Einsatzmöglichkeiten des Eso ES 8.0

Das Eso ES 8.0 kann sowohl für mobile als auch für stationäre Geschwindigkeitsmessungen eingesetzt werden. Die Bauweise ermöglicht eine variable Nutzung an unterschiedlichen Messstellen. Dabei muss sichergestellt werden, dass die Aufstellbedingungen den Vorgaben entsprechen, um eine präzise und rechtssichere Messung zu gewährleisten.

Mobile Messung

Bei der mobilen Nutzung wird das Eso ES 8.0 für temporäre Messungen an wechselnden Standorten eingesetzt. Die Sensoreinheit wird dabei in der Regel auf einem Stativ montiert und über den Bedienrechner gesteuert. Eine mobile Messung kann kurzfristig eingerichtet und nach Bedarf verlegt werden.

Eine wesentliche Voraussetzung für eine korrekte mobile Messung ist die exakte Justierung der Sensoreinheit. Die Messbasis von 0,5 Metern muss sichergestellt sein, und der Messwinkel darf nicht von den Vorgaben abweichen. Ein fester Untergrund ist erforderlich, um eine stabile Ausrichtung der Sensoreinheit zu gewährleisten.

Einsatzmöglichkeiten der mobilen Messung:

  • Stativbetrieb: Aufstellung der Sensoreinheit an einem frei wählbaren Standort.
  • Messungen in Kurven oder Baustellenbereichen: Anpassung der Sensorausrichtung zur Erfassung abweichender Straßenverläufe.
  • Überwachung mehrspuriger Straßen: Optionale Erweiterung durch zusätzliche Fotoeinrichtungen zur Dokumentation mehrerer Fahrspuren.

Eine freie Sichtlinie zwischen der Sensoreinheit und den zu erfassenden Fahrzeugen ist erforderlich. Reflexionen durch nahegelegene Objekte oder Spiegelungen an Fahrzeugen können die Messgenauigkeit beeinflussen und müssen bei der Aufstellung berücksichtigt werden.

Stationäre Messung

Die stationäre Nutzung des Eso ES 8.0 erfolgt an festen Messstellen, die für eine dauerhafte oder regelmäßige Verkehrsüberwachung eingerichtet sind. Im Gegensatz zur mobilen Messung verbleibt das Gerät an einem definierten Standort und kann in Außengehäusen oder festen Installationen untergebracht werden.

Besonderheiten der stationären Nutzung:

  • Montage in wettergeschützten Gehäusen: Schutz der Sensoreinheit vor äußeren Einflüssen.
  • Automatisierte Inbetriebnahme: Möglichkeit der zeitgesteuerten Aktivierung oder Steuerung durch externe Signale.
  • Verknüpfung mit weiteren Systemen: Datenübertragung an zentrale Verkehrsüberwachungsstellen oder Integration in übergeordnete Verkehrsmanagementsysteme.

Bei einer stationären Aufstellung sind die festgelegten Installationshöhen einzuhalten, da die Sensoreinheit nur innerhalb eines bestimmten Höhenbereichs eichfähig ist. Messungen außerhalb dieser Parameter können zu Fehlmessungen oder Annullationen führen.

Einflussfaktoren auf die Messgenauigkeit

Unabhängig von der gewählten Einsatzart gibt es verschiedene Einflussfaktoren, die die Messgenauigkeit des Eso S 8.0 beeinträchtigen können. Dazu zählen:

  • Sichtlinie zwischen Sensoreinheit und Fahrbahn: Vegetation, parkende Fahrzeuge oder andere Objekte dürfen die Messung nicht blockieren.
  • Beschaffenheit des Untergrunds: Die Sensoreinheit muss auf einer stabilen Oberfläche positioniert werden, um Erschütterungen oder eine veränderte Winkelausrichtung zu vermeiden.
  • Ausrichtung der Sensoreinheit: Eine fehlerhafte Winkelstellung kann zu Messungenauigkeiten führen.
  • Reflexionen und Fremdlichtquellen: Spiegelnde Oberflächen, Scheinwerfer oder andere Lichtquellen können das Messergebnis beeinflussen.

Vor der Inbetriebnahme sind diese Faktoren zu prüfen, um eine fehlerfreie Messung sicherzustellen.

Hinweis zu Fahrzeugscheinwerfern mit LED:

Moderne LED-Scheinwerfer arbeiten mit einer hochfrequenten Pulsung, die optische Sensoren beeinträchtigen kann. Dies kann dazu führen, dass die Helligkeitsdifferenzsensoren fehlerhafte Signale erfassen, was wiederum die Messwertzuordnung beeinflusst.

Auch starke Reflexionen, beispielsweise durch nasse Fahrbahnen, Glasflächen oder nahe Leitplanken, können das Sensorsignal verfälschen. Witterungsbedingungen wie Regen, Nebel oder Schneefall reduzieren die Lichtdurchlässigkeit der Luft und können dadurch die Erkennung der Fahrzeuge erschweren.

Wenn sich zudem mehrere Fahrzeuge parallel im Messbereich befinden, kann es unter bestimmten Bedingungen zu einer fehlerhaften Zuordnung der Geschwindigkeitswerte kommen. Das System arbeitet mit einem spurselektiven Ansatz, doch bei ungünstigen Konstellationen kann eine eindeutige Fahrzeugzuweisung erschwert sein.

Messverfahren des Eso ES 8.0

Das Eso ES 8.0 Revision 4 und Revision 6 erfasst Fahrzeuggeschwindigkeiten mittels Sensoreinheit. Die Messung erfolgt durch eine Sequenz von Helligkeitsdifferenzsensoren, die entlang einer fest definierten Messbasis von 0,5 Metern angeordnet sind.

Beim Durchfahren dieser Sensoren erzeugt das Fahrzeug Signaländerungen, die aus den erfassten Helligkeitsprofilen resultieren. Die Zeitdifferenz zwischen den einzelnen Sensorereignissen wird gemessen und zur Berechnung der Geschwindigkeit verwendet. Da die Messbasis durch den festen Abstand der Sensoren definiert ist, wird keine aktive Distanzmessung durchgeführt, sondern ausschließlich die Durchfahrtszeit innerhalb dieses Bereichs bestimmt.

Technische Umsetzung der Messung

Die Sensoreinheit des Eso ES 8.0 besteht aus fünf optischen Helligkeitsdifferenzsensoren.

Die Sensoren registrieren sehr schnell mit einer Abtastfrequenz von 100 kHz  Änderungen der Helligkeit, wenn ein Fahrzeug die Lichtschranken passiert​. Aus den zeitversetzten Signalverläufen der Sensoren berechnet das Gerät durch Korrelation die Fahrzeit über die bekannte Strecke und damit die Geschwindigkeit​.

Die Sensoren sind in zwei Gruppen unterteilt​:

  • Drei parallele Sensoren zur Geschwindigkeitsermittlung (S1, S2, S3):
    • Diese Sensoren bilden die Messbasis von 500 mm.
    • Die Teilstrecken zwischen den drei Sensoren zur Geschwindigkeitsermittlung betragen jeweils 250 mm.
    • Beim Passieren des Fahrzeugs werden in diesen Sensoren Helligkeitsprofile erstellt.
    • Durch die zeitliche Verschiebung der Signale zwischen den Sensoren wird die Geschwindigkeit bestimmt.

  • Zwei schräg ausgerichtete Sensoren zur Abstandsermittlung (S4, S5):
    • Diese sind in Richtung des mittleren Sensors (S2) ausgerichtet.
    • Sie messen den Abstand des Fahrzeugs zur Sensoreinheit.
    • Dadurch ist eine spurselektive Messung möglich.
Eso ES 8.0 - Sensoreinheit
Eso ES 8.0 – Sensoreinheit (Beispielhaft hier Sensoreinheit 3.0)

Zusätzlich enthält das System einen Laser-Entfernungsmesser, der den Abstand zum Hintergrund misst.

  • Falls sich mehrere Fahrzeuge im Messbereich überlagern, kann das Gerät Messwerte annullieren, wenn keine eindeutige Zuordnung möglich ist​.

Berechnung der Geschwindigkeit

Die Geschwindigkeit wird nach folgender Formel berechnet:

 v = \frac{s}{t}

mit:

  •  v = Geschwindigkeit in km/h
  •  s = Strecke (Messbasis = 0,5 m)
  •  t = gemessene Zeit zwischen den Sensoren

Das Fahrzeug löst beim Durchfahren der Sensoren Triggersignale aus, die in einer bestimmten Reihenfolge auftreten:

  • Fahrtrichtung links nach rechts: S1 → S4 → S2 → S5 → S3
  • Fahrtrichtung rechts nach links: S3 → S5 → S2 → S4 → S1​

Die Zeitdifferenz zwischen diesen Signalereignissen wird genutzt, um die Durchfahrtszeit zu berechnen.

Abbildung: Prinzipdarstellung, Messreihenfolge der Sensoren Eso ES 8.0
Abbildung: Prinzipdarstellung, Messreihenfolge der Sensoren Eso ES 8.0

Lichtschranken-Technologie und Fremdlichtkompensation

Das Eso ES 8.0 arbeitet mit optoelektronischen Lichtschranken, um die Messung durch externe Lichtquellen nicht zu beeinflussen.

  • Die Sensoren nutzen eine modulierte Lichtquelle (z. B. Infrarot-LEDs oder Laserdioden), um Fremdlichtquellen zu minimieren.
  • Ein integrierter Infrarotfilter verhindert, dass Tageslicht oder andere Lichtquellen die Messung beeinflussen​.

Laut Hersteller können mit dieser Technik auch unter Dunkelheit oder direkter Sonneneinstrahlung Messwerte erfasst werden​.

Prüfmethoden und erforderliche Dokumente

Damit eine Geschwindigkeitsmessung mit dem Eso ES 8.0 rechtsgültig ist, müssen bestimmte Anforderungen erfüllt sein. Neben der technischen Korrektheit der Messung spielen auch formale Kriterien eine Rolle. Eine fehlerhafte Dokumentation oder eine fehlende Eichung kann dazu führen, dass eine Messung in einem Verfahren nicht verwertbar ist.

Die Prüfung der Messung umfasst daher mehrere Aspekte: die Eichung des Geräts, die Dokumentation der Messung sowie den Nachweis der Qualifikation des Messpersonals.

Eichung des Messgeräts

Das Eso ES 8.0 unterliegt der Eichpflicht und darf nur mit einer gültigen Eichung nach dem Mess- und Eichgesetz (MessEG) eingesetzt werden.

Wichtige Aspekte der Eichung:

  • Die Eichung wird durch eine staatlich anerkannte Prüfstelle durchgeführt.
  • Nach einer Eichung erhält das Gerät eine Eichplakette, die die Gültigkeit bestätigt.
  • Die Eichung muss regelmäßig erneuert werden. Ist sie abgelaufen, dürfen mit dem Gerät keine amtlichen Messungen durchgeführt werden.
  • Manipulationen oder unbefugte Änderungen am Messgerät können die Eichung ungültig machen.
  • Am Tag der Messung müssen alle eichrelevanten Auflagen eingehalten werden. Dazu gehört, dass die Eichsiegel und Sicherungszeichen unversehrt sind.
  • Falls das Gerät gewartet oder repariert wurde, darf es unter Umständen nur nach einer erneuten Neueichung wieder eingesetzt werden.

Dokumentation der Messung

Eine rechtsgültige Messung muss vollständig dokumentiert sein. Fehlen erforderliche Nachweise oder sind die Dokumente fehlerhaft, kann dies die Verwertbarkeit der Messung beeinträchtigen.

Die wesentlichen Dokumente zur Prüfung einer Messung sind:

  • Messprotokoll:
    • Das Messprotokoll enthält die Angaben zur Messstelle, zum Messzeitpunkt, zur Eichung des Geräts und zu den Betriebsbedingungen der Messung.
    • Es wird durch das Messpersonal gemäß den Vorgaben des Herstellers und der PTB geführt.
    • Ein fehlerhaftes oder unvollständiges Messprotokoll kann die rechtliche Verwertbarkeit der Messung in Frage stellen.
  • Messfoto und Messreihe:
    • Zeigt das gemessene Fahrzeug in der Fotolinie.
    • Enthält die eingeblendeten Messdaten wie Geschwindigkeit, Datum, Uhrzeit und Messgerätenummer.
    • Wird als digitale Falldatei gespeichert und mit einer elektronischen Signatur versehen.
  • Fotolinienbild im Herstellerformat (.eso-Datei):
    • Das Fotolinienbild dokumentiert die korrekte Positionierung der Sensoreinheit und dient als Referenzbild vor der Messung.
    • Es gibt Auflagen an das Fotolinienbild, die sicherstellen, dass die Messstelle ordnungsgemäß eingerichtet wurde.
Eso ES 8.0 Fotolinienbild, Fotolinie
Abbildung: Eso ES 8.0 Fotolinienbild, Fotolinie

Nachweis der Schulung des Messpersonals

Amtliche Geschwindigkeitsmessungen mit dem Eso ES 8.0 dürfen nur von entsprechend geschultem Bedienpersonal durchgeführt werden. Dies ist erforderlich, um eine korrekte Handhabung des Messgeräts sowie eine fehlerfreie Auswertung der Messergebnisse sicherzustellen.

Schulungsanforderungen für das Messpersonal

Die Schulung muss durch kompetente Stellen erfolgen, entweder:

  • Direkt durch den Hersteller, oder
  • Durch eine autorisierte Aus- und Fortbildungsstelle der Polizei​.

Nach erfolgreicher Teilnahme wird eine Schulungsbescheinigung ausgestellt, die das Personal zur Durchführung amtlicher Messungen berechtigt. Ohne eine solche Bescheinigung ist eine Messung nicht zulässig.

Prüfung der Schulung des Messpersonals:

  • Die Schulungsnachweise müssen vorliegen und auf den Namen des Messbeamten ausgestellt sein.
  • Es ist zu prüfen, ob die Schulung alle relevanten Inhalte abgedeckt hat (Bedienung, Aufstellung, Datenauswertung).
  • Die Schulung darf nicht veraltet sein, da bei Änderungen der Software oder neuer gesetzlicher Vorgaben eine Auffrischungsschulung erforderlich sein kann.

Multiplikatoren-Bescheinigung der Schulungsleiter

In bestimmten Fällen werden Schulungen nicht direkt vom Hersteller oder einer Polizeidienststelle durchgeführt, sondern von autorisierten Multiplikatoren. Dabei handelt es sich um Personen oder Institutionen, die vom Hersteller oder der Polizei ermächtigt wurden, Schulungen anzubieten​.

Voraussetzungen für Multiplikatoren:

  • Sie müssen eine gültige Multiplikatoren-Bescheinigung besitzen.
  • Die Bescheinigung muss von einer offiziellen Stelle ausgestellt worden sein.
  • Sie müssen nachweisen, dass sie zur Schulung des Eso ES 8.0 qualifiziert sind.

Falls eine Schulung durch einen Multiplikator durchgeführt wurde, ist es erforderlich, dass die Multiplikatoren-Bescheinigung vorgelegt wird. Fehlt dieser Nachweis, kann die Schulung möglicherweise nicht als gültig anerkannt werden​.

Bedeutung der Schulungsnachweise

Die Einhaltung der Schulungsvorgaben ist ein wesentlicher Bestandteil der rechtlichen Verwertbarkeit einer Messung. Falls ein Messbeamter nicht über die erforderliche Schulung verfügt oder die Schulung von einem nicht autorisierten Trainer durchgeführt wurde, kann dies die Gültigkeit der Messung in einem Verfahren infrage stellen.

Technische Prüfmethoden zur Messauswertung

Für die technische Überprüfung der Geschwindigkeitsmessung mit dem Eso ES 8.0 stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Dabei werden die Originaldateien im Herstellerformat (.eso-Datei) verwendet, um die Authentizität und Plausibilität der Messung zu gewährleisten.

Die wichtigsten Prüfmethoden umfassen:

  • Auswertung des Fotolinienbildes
  • Analyse des Messfotos im Herstellerformat
  • Überprüfung der Messreihe, sofern verfügbar

Prüfung des Fotolinienbildes

Das Fotolinienbild dient als Referenzaufnahme vor der Messung und gibt Aufschluss über die korrekte Einrichtung der Messstelle​.

Wichtige Prüfkriterien:

  • Das Fahrzeug muss mit der Front exakt im Bereich der Fotolinie erfasst sein​.
  • Die Fotolinie muss erkennbar sein, entweder durch im Bild markierte Bezugspunkte oder durch fest definierte optische Markierungen​.
  • Falls Änderungen an der Aufstellung der Messanlage vorgenommen wurden, muss das Fotolinienbild aktualisiert werden​.

Zur Überprüfung kann das Fotolinienbild mit dem tatsächlichen Messfoto überblendet werden. Abweichungen in der Positionierung können auf eine fehlerhafte Sensorausrichtung hinweisen.

Analyse des Messfotos

Das Messfoto im Herstellerformat (.eso-Datei) enthält die relevanten Messdaten und dient als Nachweis für den gemessenen Geschwindigkeitsverstoß​.

Prüfpunkte bei der Messfotoanalyse:

  • Das Messfoto muss eine digitale Signatur aufweisen. Das Schlosssymbol im esoDigitales3Viewer bestätigt die Authentizität der Datei​.
  • Das Fahrzeug muss vollständig und klar erkennbar sein, ohne abgeschnittene Bildbereiche​.
  • Die eingeblendeten Messwerte (Geschwindigkeit, Uhrzeit, Messgerätenummer) müssen mit den Falldaten übereinstimmen.

Überprüfung der Messreihe (sofern verfügbar)

Falls eine Messreihe vorliegt, kann diese zur Plausibilitätsprüfung herangezogen werden​.

Analyse der Messreihe:

  • Überprüfung der Positionen der Fahrzeuge in den einzelnen Datensätzen.
  • Sicherstellung, dass das Messgerät während der gesamten Messdauer statisch aufgestellt war. Bewegungen des Geräts können durch eine Überlagerung der ersten und letzten Aufnahmen erkannt werden​.
  • Keine unplausiblen Abweichungen in der Fotolinie oder den Messwerten.

Sicherstellung der Authentizität der Messdateien

Die Originaldateien im .eso-Format sind mit einer digitalen Signatur geschützt.
Zur Prüfung der Authentizität wird der in der Datei enthaltene Public Key mit dem im Messgerät registrierten Public Key verglichen​.

Falls die Schlüssel übereinstimmen, kann nachgewiesen werden, dass:

  • Die Datei tatsächlich von diesem Eso ES 8.0-Messgerät erstellt wurde.
  • Keine Manipulation oder Veränderung der Daten stattgefunden hat.

Einschränkungen durch Löschung der Messdaten ab Softwareversion 1.1.0.2 bei Eso Es 8.0

Mit der Einführung der Softwareversion 1.1.0.2 werden die Messdaten unmittelbar nach der Messung gelöscht. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Möglichkeit einer nachträglichen Überprüfung der Geschwindigkeitsmessung​.

Nachprüfbarkeit der Messung

Die Speicherung der Rohmessdaten ist ein zentraler Aspekt zur Überprüfung der Korrektheit und Nachvollziehbarkeit einer Messung. In früheren Softwareversionen konnten diese Daten herangezogen werden, um die Berechnung der Geschwindigkeit nachträglich zu überprüfen oder mögliche Messfehler zu identifizieren.

Mit der aktuellen Softwareversion ist dies nicht mehr möglich. Nach der Erfassung der Geschwindigkeit durch das Messgerät werden die zugrunde liegenden Rohmessdaten sofort gelöscht, sodass:

  • Eine nachträgliche Berechnung oder Rekonstruktion der Messung nicht mehr durchgeführt werden kann.
  • Unabhängige Sachverständige oder Prüfinstanzen keinen Zugriff mehr auf die ursprünglichen Messdaten haben.
  • Die Messung ausschließlich auf den vom Gerät errechneten Geschwindigkeitswerten beruht, ohne dass Verifikation durch Dritte möglich ist.

Die einzige verbleibende Möglichkeit zur Überprüfung ist die Analyse des Messfotos und der gespeicherten Falldateien im eso-Format. Diese enthalten jedoch keine detaillierten Messwerte, sondern lediglich die vom System errechnete Geschwindigkeit und das dazugehörige Beweisbild.

Technische und rechtliche Problemstellungen

Die Löschung der Rohmessdaten hat sowohl technische als auch rechtliche Auswirkungen.

Technische Einschränkungen:

  • Eine vollständige Plausibilitätsprüfung ist nicht mehr möglich, da die Basisdaten für eine alternative Berechnung nicht mehr vorhanden sind.
  • Die Einflüsse von Reflexionen, Mehrfacherfassungen oder Störungen durch andere Verkehrsteilnehmer können nicht mehr im Detail nachvollzogen werden.
  • Externe Prüfer haben keine Möglichkeit, die Funktionsweise der Software anhand realer Messwerte zu validieren.

Rechtliche Konsequenzen:

  • In Bußgeldverfahren ist es üblich, dass Betroffene oder deren Vertreter die Möglichkeit haben, Messdaten auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Durch die sofortige Löschung der Rohmessdaten ist dies nicht mehr gewährleistet.
  • Der Grundsatz der Nachvollziehbarkeit und Transparenz ist beeinträchtigt, da sich die Beweisführung nur noch auf das vom System berechnete Messergebnis stützt, ohne dass eine unabhängige Überprüfung möglich ist.
  • In Einzelfällen könnte dies dazu führen, dass die Verwertbarkeit der Messung rechtlich hinterfragt wird.

Die Änderung in der Softwareversion 1.1.0.2 stellt somit eine wesentliche Einschränkung für die nachträgliche Überprüfung einer Messung dar und verändert die Möglichkeiten der Messdatenanalyse erheblich.

Fazit

Das Eso ES 8.0 (Revision 4 und Revision 6) ist ein amtlich zugelassenes Messgerät zur Geschwindigkeitsüberwachung. Es erfasst ausschließlich die Durchfahrtszeit eines Fahrzeugs über eine fest definierte Strecke und berechnet auf dieser Grundlage die Geschwindigkeit.

Besonders durch die Löschung der Rohmessdaten ab Softwareversion 1.1.0.2 ist eine nachträgliche Überprüfung der Messwertberechnung nicht mehr möglich. Dadurch stützt sich die Beweisführung ausschließlich auf die vom System gespeicherten Enddaten, ohne dass eine Rekonstruktion der Messung erfolgen kann.

Um mögliche Fehlmessungen oder Dokumentationsmängel auszuschließen, kann es sinnvoll sein, eine unabhängige Überprüfung der Messung durchführen zu lassen. Die Analyse der Messfotos, der Fotolinienbilder und – falls vorhanden – der Messreihe kann Hinweise darauf geben, ob die Messung den gesetzlichen Anforderungen entspricht.

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Über den Author
M.Sc. Caner Aygün

M.Sc. Caner Aygün

Ingenieur und Sachverständiger für Verkehrsmesstechnik

Seit meiner Studienzeit beschäftige ich mich intensiv mit Messmethoden und -verfahren. Seit 2022 bin ich als Sachverständiger für Verkehrsmesstechnik tätig und erstelle Gutachten für Anwälte und Gerichte.

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